Über Orang-Utans, Menschlichkeit und andere vom Aussterben bedrohte Dinge – Wie ich 2019 Revue passieren lasse und mich auf 2020 vorbereite.

In den letzten Wochen ging mir viel im Kopf herum. Gegen Jahresende mache ich immer eine Rückschau aufs vergangene Jahr. Wofür bin ich dankbar zum Beispiel. Dann blättere ich durch meinen Kalender, in dem ich alles festhalte, wo ich mit wem unterwegs war, in welchen Urlauben ich war, welche Seminare ich besucht habe und vieles mehr. Man vergisst viel zu schnell, an welch’ großartigen Orten mit welch’ wunderbaren Menschen man war und was man Schönes erlebt hat. Auch was nicht so gut gelaufen ist halte ich fest und versuche, daraus zu lernen und es im neuen Jahr besser zu machen.

Von neuen Vorsätzen im klassischen Sinne (mehr Sport machen, gesünder essen, weniger ärgern etc. ) bin ich schon vor einigen Jahren abgekommen. Sie einzuhalten fällt schwer und man fühlt sich schnell demotiviert. Außerdem sind es meist oberflächliche Dinge, die uns weder definieren noch zu einem besseren Menschen machen. Stattdessen bin ich dazu übergegangen mir Gedanken darüber zu machen, wer und wie ich sein möchte. Welche Attribute und Werte ich pflegen möchte.

Und da ich bald Mama werde, gehört dazu natürlich auch die Frage, wie ich unser Kind erziehen möchte. Es gibt Bücher über dieses Thema wie Sand am Meer. Kurzzeitig stellte sich auch ein leichter Anflug von Panik ein, weil ich im Grunde nicht viel dazu gelesen hatte. Meistens gehe ich an Sachen intuitiv heran. Und so entschied ich für mich, dass es weniger darauf ankam, mit welchen Methoden genau ich erziehen möchte. Stattdessen ist für mich ist die Überlegung wichtig, zu welchem Menschen mein Kind werden soll.

Und hier bin ich dann wieder bei den Werten gelandet. Welche Werte also gibt man einem Kind also mit? Natürlich gibt es hier unzählige, aber diese drei kamen mir als erstes in den Sinn: Empathie, Menschlichkeit und Gelassenheit.

Wobei ich bereits bei der „Menschlichkeit“ ins Stocken kam. Diese ist heutzutage ein fragwürdiger Begriff, wenn man sich ansieht, was Menschen so tun. Ganz aktuell an Silvester: Kleinen Katzen oder Hunden Silvesterböller in den Hintern oder Mund zu schieben und anzuzünden. Unerlaubte Feuerwerkskörper zünden, die dann ein Affenhaus zum Abbrennen bringen. Wenn man die Brände aus Australien sieht und liest, dass dabei 500 Millionen Tiere qualvoll in den Flammen starben und viele weitere sterben werden. Ausgelöst durch die katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung, wiederum ausgelöst durch menschliches Handeln. Wenn ich durch meinen Social Media Feed scrolle, dann wird mir manchmal regelrecht schlecht, was der Mensch anderen Menschen, Tieren und der Pflanzenwelt antut. In der heutigen Gesellschaft vergisst der Mensch das Wichtigste: Die Menschlichkeit. Stattdessen geht es vielen primär um die Befriedigung der Bedürfnisse ihres eigenes Egos. Wenn diskutiert wird, dass Fleisch teuerer werden muss, dann fühlen sich manche bereits in ihren Grundrechten beschnitten.

Natürlich ist es wichtig, sich um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse ausreichend zu kümmern. Grenzen zu setzen. Man kann nur viel Gutes geben, wenn man selbst aus einer Position der Stärke heraus handelt. Wer schwach und krank ist, hat irgendwann auch keine Kraft mehr zu Geben. Allerdings sollte es dabei um die Erfüllung der wahren Bedürfnisse gehen. Nicht die Bedürfnisse des Egos. Aber wann kam es eigentlich so weit, dass der Mensch dachte, dass es ihm zusteht, sich über andere Menschen, die Tier- und Pflanzenwelt zu erheben?

Zu guter Letzt möchte ich meiner Tochter folgende Fähigkeit mit auf den Weg geben: Das große Ganze und die Konsequenzen der eigenen Handlungen zu sehen. Viel zu oft erwische ich mich auch dabei, wie ich es selbst nicht tue. Wenn ich zwar Biokäse esse, aber genau weiß, dass auch in diesem Fall das Kälbchen der Mutter weggenommen wurde, Bio hin oder her. Wenn ich Schokolade esse, von der ich vermuten kann, dass dafür Menschen ausgebeutet wurden. Wenn ich ein Kleidungsstück trage, das sicherlich nicht durch faire Bezahlung und Behandlung produziert wurde. Deshalb möchte ich dieses Jahr konsequenter werden, minimalistischer. Was Ernährung angeht, so weiß ich, dass der richtige Weg für mich eine vegane, biologische und regionale Ernährungsweise wäre. Bewegungen wie den #veganuary finde ich gut. Allerdings finde ich es zu kurz gedacht, wenn Leute dann jeden Tag ihren Avocado Toast essen oder sämtliche Ersatzprodukte in Kilos von Plastikmüll verpackt kaufen. (Hier kann ich übrigens die Netflix Doku „Rotten“ sehr empfehlen. Man wird dann anders über den eigenen Konsum von Avocados, Schokolade, Zucker, Milch etc. nachdenken.).

Ich bin mir auch sehr bewusst, dass wir uns hier am Hof in einer Filterblase befinden. Wir essen hauptsächlich unsere selbst erzeugten Produkte, wohnen auf dem Land umgeben von Wald, Wiesen und Bach. Die Tiere haben ein schönes Leben. Wenn eines krank ist, dann rufen wir den Tierarzt, behandeln homöopathisch oder mit selbstgesammelten Kräutern. Albert Schweitzer sagte wohl: „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit.“ In der Fleisch- und Eierindustrie wäre ein solches Prozedere, wie wir es am Hof pflegen, schlichtweg nicht rentabel. Neulich erzählte mir jemand, dass es für manche Fleischproduzenten zu teuer sei, sich einen Bolzenschussaparat zu kaufen, um die nicht rentablen Kälbchen zu erschießen, um sie nicht aufziehen zu müssen. Stattdessen gehen manche dazu über, die Kälber zu ersticken, indem sie ihnen Bauschaum in den Rachen sprühen. Dass so etwas grausam ist: Keine Frage. Aber wir Verbraucher sollten uns dabei selbst an der Nase nehmen und nicht nur die Produzenten verurteilen. Denn wir beeinflussen jeden einzelnen Tag durch unsere Kaufentscheidung genau solche Geschehnisse! Wir haben es in der Hand. Wir verwöhnen unsere Haustiere, aber kaufen gleichzeitig beim Discounter Produkte ein, die unter schrecklichsten Tierbedingungen hergestellt wurden. Von Besuchern am Hof höre ich oft den Satz: „Ihr habt ein so wunderschönes Leben!“ Und ich muss sagen: Ja, ich liebe mein Leben und könnte es mir kaum schöner vorstellen. Wir versuchen täglich in Respekt mit Mensch, Tier und Natur zu leben. Aber warum fällt es uns in der heutigen Gesellschaft denn so schwer, ein guter Mensch zu sein? Warum können wir uns nicht einfach etwas einschränken?

Ich kann diese Frage nicht komplett beantworten. Ich weiß aber, dass ich in den nächsten vielen Jahren den Respekt, den ich versuche der Welt entgegenzubringen, an ein kleines Menschlein weitergeben werde. Denn auch wenn heutzutage oft kritisiert wird, Kinder zu bekommen sei verantwortungslos (mehr Menschen, weniger Raum, noch mehr CO2 Verbrauch), so bin ich der festen Überzeugung, dass wir das Ruder nur herumreissen können, wenn die folgenden Generationen zu verantwortungsvollen, emphatischen und wahrhaft menschlichen Wesen erzogen werden, die diese Werte wiederum an die folgende Generation weitergeben. Denn:

Die Welt verändert sich durch dein Vorbild, nicht durch deine Meinung.

Paulo Coelho

Wer Interesse daran hat, methodisch und ausführlich das vergangene Jahr aufzuarbeiten, unter professioneller Begleitung intensiv an seinen Zielen und Visionen für 2020 zu arbeiten, dabei gute Landluft und regional-veganes Essen begleitet von Meditationen zu genießen und am Ende ein wunderschönes eigenes Vision Board in den Händen zu halten, der kann sich zu unserem Workshop am 7. + 8. März am Billesberger Hof anmelden. Mehr Infos findet ihr hier. Es sind noch ein paar wenige Plätze frei.